Thomas W. Gaehtgens(Berlin): die Beschießung der Kathedrale von Reims im 1. Weltkrieg
2025
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges, im September 1914, wurde die Kathedrale von Reims von der Deutschen Armee beschossen und in Brand gesetzt. Das Ereignis löste aufgrund der symbolischen Bedeutung des Bauwerks als Krönungskirche und Nationaldenkmal weltweite Empörung aus. Die Deutschen galten von nun an als Hunnen und Vandalen, die in den Krieg gezogen seien, die französische Kultur zu zerstören. Der Flut von Propagandaschriften und Postkarten wurde von deutscher Seite mit der Einrichtung des „Kunstschutzes“ entgegnet, einer der Armee zugeordneten Abteilung von Denkmalpflegern. In den 1920er Jahren war in Frankreich der Wiederaufbau der Kathedrale heftig umstritten. Viele setzten sich für die Erhaltung der Ruine als das eindrucksvollste Mahnmal für die Aggression des deutschen Nachbarn ein. Die Erinnerung an die Zerstörung der Kathedrale belastete die politischen und kulturellen Beziehungen beider Länder in den folgenden Jahrzehnten schwer. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg vermochten de Gaulle und Adenauer einen Prozess der Versöhnung zwischen den beiden Ländern einzuleiten, den sie mit einer Messe in der Kathedrale von Reims symbolisch zum Ausdruck brachten.
Die Vorlesung wurde im Rahmen der Ringvorlesung „Identität und Erbe“ des DFG-GRK 2227 am 08.01.2019 im Hörsaal D Marienstraße 13 an der Bauhaus-Universität Weimar aufgezeichnet.
Weitere Infos erhalten Sie unter www.identitaet-und-erbe.org
Identität und Erbe