Thomas W. Gaehtgens(Berlin): die Beschießung der Kathedrale von Reims im 1. Weltkrieg

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges, im September 1914, wurde die Kathedrale von Reims von der Deutschen Armee beschossen und in Brand gesetzt. Das Ereignis löste aufgrund der symboli­schen Bedeutung des Bauwerks als Krönungskirche und Nationaldenkmal weltweite Empörung aus. Die Deutschen galten von nun an als Hunnen und Vandalen, die in den Krieg gezogen seien, die französische Kultur zu zerstören. Der Flut von Propagandaschriften und Postkarten wurde von deutscher Seite mit der Einrichtung des „Kunstschutzes“ entgegnet, einer der Armee zuge­ord­neten Abteilung von Denkmalpflegern. In den 1920er Jahren war in Frankreich der Wieder­aufbau der Kathedrale heftig umstritten. Viele setzten sich für die Erhaltung der Ruine als das eindrucksvollste Mahnmal für die Aggression des deutschen Nachbarn ein. Die Erinnerung an die Zerstörung der Ka­thedrale belastete die politischen und kulturellen Beziehungen beider Länder in den folgen­den Jahrzehnten schwer. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg vermochten de Gaulle und Adenauer einen Prozess der Versöhnung zwischen den beiden Ländern einzu­leiten, den sie mit einer Messe in der Kathedrale von Reims symbolisch zum Aus­druck brachten.

Die Vorlesung wurde im Rahmen der Ringvorlesung „Identität und Erbe“ des DFG-GRK 2227 am 08.01.2019 im Hörsaal D Marienstraße 13 an der Bauhaus-Universität Weimar aufgezeichnet.

Weitere Infos erhalten Sie unter www.identitaet-und-erbe.org

Identität und Erbe