Das Besondere im Besonderen
2025
Mit Indigo lieferte der Grazer Autor Clemens Setz einen der meistdiskutiertesten Romane im letzten Jahr. Im Gespräch mit Christine Lötscher spielen die titelgebenden brechreiz- und kopfschmerzverursachenden Indigokinder allerdings nur eine Nebenrolle. Im Zentrum stehen die um den Roman herum angesiedelten Geschichten: zum Beispiel vom traumatisierten Ex-Versuchs-Affen im Animal Retirement Home, oder von der Vacanti-Maus mit ihrem auf dem Rücken angewachsenen menschlichen Ohr. Indigo ist das Grab dieser Maus; die Geschichte vom Affen bildet darin ein leeres Zentrum, ein ausgesägtes Loch im Querschnitt eines Baumstammes, um das der Text in Jahresringen wächst – so beschreibt Setz seinen Roman, in dem er Tiere laufen lassen will, die sonst eingesperrt sind. Die Textwelt von Indigo ist aber nicht nur von solchen Tieren besiedelt, wir finden auch eine mit autobiographischen Zügen durchsetzte Figur, die den Namen des Autors trägt. Den Ausgangspunkt für sein Schreiben sieht Clemens Setz allerdings nicht darin, das Besondere im Bekannten, also zum Beispiel bei sich selbst und im vertrauten Alltag zu finden; vielmehr sucht er das Besondere im Besonderen, was die Skurrilität seiner Geschichten ausmacht.
Clemens J. Setz (geb. 1982 in Graz) studierte Mathematik und Germanistik und lebt als Übersetzer und freier Schriftsteller in Graz. Für seinen Erzählband Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes wurde er 2011 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet, Indigo war auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2012.



