tranzyt

Literatur aus Belaurs – Aufnahmen von Diskussionen und Lesungen mit dem Fokus auf belarussischer Literatur des Osteuropa-Schwerpunktes Tranzyt

Literatur aus Polen, der Ukraine und Belarus auf der Leipziger Buchmesse 2013

» tranzyt « ist ein Projekt der Leipziger Buchmesse, der Robert Bosch Stiftung und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, in Kooperation mit der Rinat Ahmetow Stiftung »Rozvytok Ukraïny«, der Allianz Kulturstiftung, dem Forum Vydavciv Lviv, dem Polnischen Buchinstitut, dem Goethe-Institut Minsk und dem Polnischen Institut Berlin – Filiale Leipzig

Tranzyt

1.Tag, 14.3.2013

Eröffnung des Programmschwerpunktes

Die Programmreihe „tranzyt.Literatur aus Polen, der Ukraine und Belarus“ zeigt die literarische Vielfalt entlang der EU-Ostgrenze. Mit dem dreijährigen Programmschwerpunkt folgt die Leipziger Buchmesse weiter ihrer Zielstellung, neue, interessante Autoren aus der Region Mittel- und Osteuropa einem breiteren Publikum vorzustellen und ihre Veröffentlichung bei deutschsprachigen Verlagen zu befördern.

Hidden Belarus

Ausstellungseröffnung und Gespräch

Die Fotografien Andrei Liankevichs irritieren. In ihnen schwingt immer das Ambivalente und Doppelseitige: Inszenierung und Momentaufnahme, das Politische und das Künstlerische, Realität und Fiktion.

Moderation: Kateryna Mishchenko (UA)

 

Die vielen Gesichter der Zensur

Diskussion mit Anda Rottenberg (PL), Kateryna Mishchenko (UA), Viktar Marcinovicˇ (BY)

Moderation: Martin Pollack (A)

Einschränkungen ihrer schöpferischen Freiheit durch Druck von außen, in welcher Form auch immer, gehören für Autoren und Künstler in autoritären Staaten wie Belarus und in der Ukraine zur täglichen Erfahrung. Doch auch in demokratischen Ländern gibt es Eingriffe und Interventionen, wenn auch seltener und weniger offen. Die Formen der modernen Zensur sind vielfältig, einmal brutal, dann wieder sanfter oder versteckt. Die traditionelle Zensur, eine staatliche Behörde, ein strenger, alles lesender Zensor, spielt keine so große Rolle mehr, wichtiger sind andere, verdeckte, aber nicht weniger wirkungsvolle (und perfide) Methoden, um kritische Stimmen zu unterdrücken und Denken zu manipulieren. Da werden Kulturschaffenden öffentliche Räume (für Lesungen, Ausstellungen, Theateraufführungen usw.) verweigert, Konzessionen für Verlage, Zeitschriften, Sender etc. nicht verlängert, Subventionen gestrichen, Einzelpersonen oder unabhängige Institutionen wegen angeblicher Devisen- bzw. Steuervergehen belangt. Der Einfallsreichtum der neuen Zensoren ist unerschöpflich. Aber mindestens ebenso kreativ sind die Antworten der Künstler auf diese Herausforderungen.

 

Feministische Offensive – oder Defensive?

Lesung und Gespräch mit Joanna Bator (PL), Natalka Sniadanko (UA), Tatjana Samirovskaja (BY)

Moderation: Insa Wilke (D)

Feministische Offensive nennt sich eine Gruppe ukrainischer Kulturschaffender, die mit künstlerischen Aktionen und Texten gegen die Diskriminierung von Frauen aber auch anderer Gruppen auftritt. Zu erwähnen sind Aktionen gegen die offiziell praktizierte Ausgrenzung von Schwulen und Lesben. Einen offensiven Feminismus verfolgen auch die Aktivistinnen der Gruppe FEMEN, deren Aktivitäten allerdings nicht unumstritten sind. Ist der Feminismus im Osten im Vormarsch? Oder sind Frauengruppen eher in der Defensive, werden sie von einer einem Männlichkeitskult huldigenden Gesellschaft und der offiziellen Politik an den Rand gedrängt? Von lauten Protestbewegungen wie in der Ukraine ist in Belarus wenig zu hören, doch auch hier werden kritische Stimmen laut. In Polen ist die Situation anders, der Feminismus ist tiefer verwurzelt. Die polnische Autorin Inga Iwasiów schrieb einmal, die polnische Frauenprosa sei eher »sanft feminisiert«, weshalb sie sich problemlos in die literarischen Hauptströmungen eingliedern lasse. Wie schlagen sich diese Erscheinungen in den Literaturen der drei Länder nieder? Gibt es eine authentische Frauenliteratur? Existieren Gemeinsamkeiten? Oder überwiegen die Unterschiede?